Montag, 5. Mai 2008

Pen World Voices Internationales Literaturfestival

Ich schreibe selten in Deutsch, doch gerade habe ich einen Brief in Deutsch geschrieben und nun schaltet sich mein Gehirn nicht mehr auf Englisch um.

Das internationale Literaturfestival Pen Word Voices --sechs Tage, 171 Veranstaltung , 51 Schriftsteller-- ist gestern zu Ende gegangen. In Deutschland stammen mehr als 50% aller übersetzten Bücher aus den USA oder England. Weniger als 3% aller in den USA vertriebenen Bücher sind aus anderen Sprachen übersetzt worden. Das Pen Word Voices Festival ist meine einmalige Gelegenheit herauszufinden was im Rest der Welt gelesen wird.

Hier meine Festival Highlights: Die Kunst des Versagens-- Hommage an Thomas Bernhard. Nicht nur ich bin Bernhard- besessen. Viele Schriftsteller wurden vom Thomas Bernhard Virus angesteckt. Am neugierigsten machte mich Horacio Castellanos Moya aus San Salvador. Im Exil in Mexiko dachte er am Sylvesterabend mit Unlust an die bevorstehende Party und seine gescheiterte Liebesbeziehung und begann im Stil Thomas Bernhards, mit dessen Wut zu schreiben. Daraus wurde Ekel: Thomas Bernhard in San Salvador (bisher erst in spanisch und französisch erhältlich).

Michael Krüger vom Hanser Verlag las Gedichte und aus seinem neusten Roman. Er sprach mit Lila Ayam Zanganeh von Le Monde über all die Schriftsteller, die sich in Turin umgebracht haben, sein Idol Kafka und weshalb nicht schreibende Schriftsteller die besseren Schriftsteller sind. Krüger denkt, dass sich in Amerika die Einbildungskraft besser entfalten kann und dass Amerika deshalb bessere Schreiber hervorbringt.

Das Gespräch zwischen anderen Arnon Grunberg und Yael Hedaya war urkomisch. Hedaya hat in Israel das Skript für Betipul (In Behandlung) geschrieben. Inzwischen wurde es von HBO gekauft (Therapy). Mein Lieblingssatz: My main goal in life is to be in therapy with a brilliant therapist.

Weitere Leckerbissen:

Für Ingo Schulz ist Wolfgang Hilbig der beste deutsche Schriftsteller.

Das Tribut für Robert Walser u.a. mit Jeffrey Eugenides und Wayne Kostenbaum.

Leaving Home mit Dinaw Mengestu, György Dragoman und Sasa Stanisic.

Krönender Abschluß im Tempel der Bücher, der Public Libary an der 5. Avenue: die Veranstaltung Books That Changed My Life. Vielsprachentalent Paul Holdengräber-- seine Eltern sind Wiener Juden-- moderierte. Dabei fand ich heraus, dass für

Catherine Millet Balzac von größter Bedeutung war. Für Annie Proulx war es Jack London, für Antonio Munoz Molina Faulkner.

Die anderen deutschsprachigen Schreiber Bernard Schlink, Daniel Kehlmann, Jutta Richter, Evelyn Schlag, Erika Stucky habe ich alle verpasst. Ihre Bücher kann ich mir im Goethe Haus oder beim nächsten Deutschlandbesuch besorgen. Diesmal war ich mehr an Thant Myint-U aus Burma, Rabib Alameddine aus dem Libanon, Yousef Al-Mohaimeed aus Saudi-Arabien, den afrikanischen und lateinamerikanischen Schriftstellern interessiert.

Es hat sich gelohnt jeden Tag den strahlenden Sonnenschein zu ignorieren, stundenlang in fensterlosen Räumen zu verbringen. Aus Liebe zur Literatur.

Jetzt habe ich Lesestoff für die nächsten zwei Jahre. Dabei wollte ich eigentlich schreiben

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